Die Reihe fand im Wintersemester 2020/21 statt. Einige Vorträge können bei YouTube nachgehört werden. Hier gibt es eine Literaturliste zur Vortragsreihe.
Klassismus spielt bisher kaum eine Rolle in gesellschaftlichen und politischen Debatten. Entsprechend gibt es wenig Sichtbarkeit und Aufmerksamkeit für Klassismus. Betroffene dringen kaum mit ihren Anliegen in der Gesellschaft vor. Im Sinne einer inklusiven Gesellschaft muss soziale Teilhabe jedoch auch durch die Überwindung struktureller klassistischer Diskriminierung gewährleistet sein. Diese Vortragsreihe des Autonomen Referats für antiklassistisches Empowerment an der Uni Köln will dazu beitragen.
Den zweiten Teil der Vortragsreihe könnt ihr hier anhören.
Vor einigen Jahren noch gang und gäbe, wird Klassismus heute kaum noch mit der Kunstepoche Klassizismus verwechselt. Beschwiegen aber wird das Thema nach wie vor. Analog zu Rassismus und Sexismus beschreibt Klassismus eine Unterdrückungsform: die Diskriminierung aufgrund sozialer Herkunft oder sozialem Status. Klassismus begrenzt den Zugang zu Wohnraum, Bildungsabschlüssen, Gesundheitsversorgung, Macht, Teilhabe, Anerkennung und Geld. In dem Vortrag wird in diese oft unbekannte Diskriminierungsform eingeführt.
Jugendliche an sogenannten „Problemschulen“ werden nicht nur systematisch gedemütigt, sondern auch durch eine Reihe von Empowermentprogrammen addressiert. Während meinen Feldforschungen zu Berliner Schulen fielen mir in dieser Richtung drei Initiativen zu Bildung und Schulentwicklung auf, die in den letzten Jahren besonders öffentlichkeitswirksam aufgetreten sind: das Fellow-Programm „Teach First”, das Mentorenprogramm „Rock your Life!“ und das Schulentwicklungsprogramm „School Turnaround“. Alle drei Programme setzen der weithin wahrgenommenen schulischen Misere einen demonstrativen Positivismus, einen Glauben an Veränderung und einen Appell an Eigenverantwortung entgegen, wobei sich ihre Rezepte, ihr Personal und deren Auftreten in auffallender Weise ähneln. Mit ihrer Ausrichtung stehen sie für eine ganze Welle von (sozial)pädagogischen Angeboten, bei denen Schüler*innen unter widrigen Bedingungen optimistisch gestimmt werden sollen. Anhand der programmatischen Ausrichtung und praktischen Umsetzung dieser Programme frage ich nach den Ambivalenzen gegenwärtiger Formen des sozialen Engagements.
Vortrag von Tanja Abou im Rahmen der Reihe "(un)sichtbare Klasse?!"
Rassismus und Klassismus sind “ineinandergreifende Systeme” und ideologisch eng verwandt. Das gilt schon, seit es den Begriff der “Rasse” gibt. Rechte Vordenker*innen wie Thilo Sarrazin beschreiben beispielsweise “die Unterschicht” und “Türken und Araber” in Deutschland mit fast identischen Begriffen. In diesem Vortrag soll daher gezeigt werden, wie diese beiden Diskriminierungsformen zusammenwirken.
In Kooperation mit dem autonomen BIPoC Referat.
So stellen sich viele Arbeitslose vor: Faul, ungepflegt, die meiste Zeit lediglich Unterwäsche tragend, sitzen sie den lieben langen Tag vor dem Fernseher, konsumieren dabei literweise Cola oder Bier, verzehren kiloweise Chips. Sie tun dies alles auf Kosten der „Leistungsgesellschaft“, die arbeitsam, gepflegt, rasiert, konsum- und ernährungsbewusst höchstensmal Serien auf Englisch oder Arte-Dokus schaut. Der Vortrag skizziert die Konturen des Arbeitslosenstereotyps, analysiert dessen Funktion und beleuchtet dabei, warum die kapitalistische Gesellschaft die Arbeitslosen verachtet – und sie gleichzeitig braucht.
Vortrag im Rahmen der Reihe "(un)sichtbare Klasse?!"
Linda Rennings von Heimatlos in Köln musste leider kurzfristig absagen. Wir sind froh, dass der Streetworker Franco Clemens, der auch eng mit der "Kölschen Linda" zusammenarbeitet, einspringen kann!
Der Vortrag thematisiert die schulische Konstruktion von (Lern-)Behinderung anhand der Unterscheidung von genügend und ungenügend fähigen Schüler*innen im Unterricht. Darüber hinaus wird der Zusammenhang zwischen schulischer Behinderung und der sozialen Klassenzugehörigkeit von Schüler*innen diskutiert.
In Kooperation mit S. o. S. – Studieren ohne Schranken an der Uni Köln.
Alle Veranstaltungen wurden in Deutsche Gebärdensprache übersetzt.
Gefördert durch den Diversity-Projekt-Fond der Universität zu Köln.